Was die Kundenerfahrung angeht, so sticht ein Restaurant besonders hervor: Die Villa Pinewood. Das Restaurant wurde kürzlich mit einem (doppelten) Michelin-Stern ausgezeichnet und ich hatte den Küchenchef Thomas Cabrol zu Gast in meinem Podcast, der auch ein Freund von mir ist. Wir sprachen ein wenig über das Kochen, aber vor allem über seine unternehmerische Vorgehensweise und seine Marketinggeheimnisse. Die Villa Pinewood bietet ihren Gästen ein außergewöhnliches kulinarisches und lehrreiches Erlebnis. In diesem Restaurant wird alles getan, um lokale Produkte zu präsentieren, von denen die Herkunft der am weitesten entfernten Produkte nur 65 km entfernt ist.
Villa Pinewood: die wichtigsten Elemente
- Das Kundenerlebnis konzentriert sich auf die Präsentation der Produkte und Gerichte
- Die Gerichte werden vor den Augen der Gäste zubereitet, was Gespräche ermöglicht. Dieser Ansatz unterscheidet sich von dem eines traditionellen Restaurants, in dem der Chefkoch womöglich erst am Ende vorbeikommt.
- Die 14 Gäste nehmen zur gleichen Zeit Platz (19:30 Uhr), so dass der Küchenchef (Thomas Cabrol) dank der Skaleneffekte ganz allein in der Küche arbeiten kann
- Die Villa Pinewood setzt auf Lokalkolorit mit Produkten aus einem Umkreis von 30 km um das Restaurant (einschließlich Pfeffer!)
- Weit entfernte Gewürze werden durch lokale Pflanzen ersetzt, um den gleichen Effekt zu erzielen
Das kulinarische Erlebnis der Villa Pinewood: beispiellos
Die Villa Pinewood ist das einzige Restaurant der Welt mit einer PowerPoint-Projektion. Außerdem müssen alle Gäste gleichzeitig eintreffen, sonst wird ihnen der Zutritt verweigert. Das Konzept der Villa Pinewood geht über das der klassischen Gastronomie hinaus. Sie werden in das Haus von Anne und Thomas Cabrol und gleichzeitig in zu einem Theater eingeladen. Und als Gäste, die den Gastgebern gegenüber respektvoll sind, müssen Sie pünktlich erscheinen. Um 19:30 Uhr, um genau zu sein. Alle nehmen zur gleichen Zeit Platz.
Thomas kocht vor seinen 14 Gästen an 4 Abenden in der Woche (Mittwoch bis Samstag, Sonntag bis Dienstag geschlossen). Anne ist für die Weine zuständig, die bei dieser Veranstaltung ebenfalls eine wichtige Rolle spielen.
Die Originalität und Qualität des Restaurants wurde gerade vom Michelin-Guide belohnt, der die Villa Pinewood vor kurzem mit einem roten und einem grünen Stern ausgezeichnet hat. Mit dem grünen Stern werden Restaurants prämiert, die sich einem lokalen Ansatz verschrieben haben. Aber auch ohne diese Sterne ist das kulinarische Erlebnis in der Villa Pinewood ein phänomenaler Erfolg. Wie bei vielen „trendigen“ Restaurants muss man einen Monat im Voraus reservieren, und Thomas erzählte mir während des Podcasts, dass alle Plätze am Samstag innerhalb von 3 Minuten vergeben waren.
Aber kommen wir zurück zum Konzept der Villa Pinewood und dessen Entstehungsgeschichte.
Die Entstehungsgeschichte des Konzepts der Villa Pinewood
Der Ursprung des Konzepts der Villa Pinewood geht auf das Lebensprojekt von Anne und Thomas und ihre früheren Erfahrungen zurück. Thomas‘ drittes unternehmerisches Projekt lehnt sich in Bezug auf Ablauf und Marketing stark an die ersten beiden an.
Da Villa Pinewood vor allem ein Projekt eines Paares ist, war es notwendig, das Unternehmen mit nur zwei Personen (Anne und Thomas) zu führen, was einige drastische betriebliche Entscheidungen erforderte. Thomas erwähnt im Podcast das Beispiel japanischer Restaurants, in denen ein einziger Koch für eine begrenzte Anzahl von Gästen kocht, ohne dass dabei die Qualität leidet. Das war die erste Inspiration.
Die zweite Inspiration stammt von Thomas‘ früherem Unternehmen, der N5 Wine Bar. Diese im Jahr 2014 eröffnete Bar hatte die Besonderheit, dass das Essen in zwei Gängen serviert wurde (um 19:30 Uhr und um 21:30 Uhr). Diese Vorgabe ermöglichte es dem Koch, Skaleneffekte zu erzielen (alle Gerichte der gleichen Art wurden gleichzeitig zubereitet). Diese Inspiration findet sich auch in der Pinewood Villa wieder, wo alle Gäste zur gleichen Zeit eintreffen müssen.
Die dritte Inspiration ist ProDegustation, Thomas‘ erstes Unternehmen. Diese Firma organisierte Weinkurse und ihr Kerngeschäft waren Ausbildungen in diesem Bereich. Diesen pädagogischen Aspekt finden wir in der Villa Pinewood in Form der Interaktion zwischen den Gästen und dem Koch während der Verkostung und der Präsentation, die während des Essens auf dem Bildschirm übertragen wird. Dies ist die dritte Inspiration.
Lokale Produkte im Zentrum des kulinarischen Erlebnisses
Wir müssen noch darüber sprechen, was sich alles auf dem Teller befindet. Durch seine früheren Erfahrungen verfügt Thomas über ausgeprägte fotografische Fähigkeiten und nutzt diese, um seinen Kreationen das gewisse Etwas zu verleihen. Ein visuelles Vergnügen verdoppelt also das geschmackliche Vergnügen, denn Thomas besitzt ein echtes Talent dafür, seine Gerichte außerordentlich plastisch zu gestalten. Werfen Sie noch mal einen Blick auf die Bilder in diesem Artikel!
Thomas‘ Vorstellung besteht darin, nur lokale Produkte zu verwenden. Alle Lebensmittel stammen aus dem Umkreis von 30 km um das Restaurant, außer dem Salz (65 km). Damit er keine Gewürze aus weiter entfernten Regionen verwenden muss, ersetzte Thomas sie durch einheimische Pflanzen, um die gleiche „Wirkung“ zu erzielen. Außerdem absolvierte er eine 6-monatige botanische Ausbildung, um sein Wissen zu vertiefen und die Pflanzen der Montagne Noire, an deren Fuß die Villa Pinewood liegt, noch besser einsetzen zu können.
Diese Suche nach lokalen Zutaten ermöglicht es ihm, seine Produkte auf seiner Facebook-Seite vorzustellen. Das ist eine sehr kluge Art und Weise, eine Verbindung zu der Region, aus der kommt, herzustellen. Außerdem kann er dadurch einen Diskurs schaffen, der auf Transparenz basiert. Das ist so besonders, weil die Herkunft von Produkten immer schwieriger nachzuvollziehen ist.
Die beste Google-Bewertung der Welt?
Aber gefällt den Kunden dieses kulinarische Erlebnis? Dies ist ein kulinarisches Erlebnis im wahrsten Sinne des Wortes. Thomas veranstaltet keine Molekularküche oder verrückte Experimente in seiner Küche. Seine Gerichte müssen vor allem gut schmecken… und schön aussehen.
Die mehr als 500 Google-Bewertungen mit einer durchschnittlichen Bewertung von 4,9/5 sind ein Beleg für die außerordentlich hohe Kundenzufriedenheit. Hierbei handelt es sich um eine der besten Google-Bewertungen, die ich je gesehen habe (im Verhältnis zur Anzahl der Bewertungen). Dennoch war die ganze Idee zu Beginn keinesfalls von vornherein klar. Wie Thomas im Podcast erklärt, mussten die Gäste sich mit der Notwendigkeit anfreunden, pünktlich zu einer bestimmten Zeit zu essen, was in einer ländlichen Gegend im Südwesten Frankreichs eine Herausforderung ist. Diese Notwendigkeit setzte sich schließlich durch und das auch, weil die Kundschaft von weit herkommt.
Villa Pinewood: unsere Marketing-Analyse
Dieser Artikel wäre nicht vollständig, wenn wir nicht ein paar Worte über die Marketing-Aspekte der Villa Pinewood verlieren würden.
Das Herzstück ist natürlich die Qualität des Essens. Ich werde das immer wieder betonen. Durch Qualität ist es möglich, eine Kundenzufriedenheit und die damit einhergehende Loyalität zu erreichen. Sobald Sie über dieses wesentliche Element verfügen, können Sie mit der Entwicklung von Marketingstrategien beginnen. Die Strategien der Villa Pinewood sind vielschichtig:
- Knappheit des Angebots (nur 14 Plätze, 4 Abende pro Woche und Beginn der Reservierungen 1 Monat im Voraus) : die Plätze am Samstag sind in 3 Minuten weg, die am Freitag in 10 Minuten.
- Dramatisierung : Das Produkt wird dank der Interaktion mit dem Chefkoch, der aus früheren Erfahrungen gelernten pädagogischen Maßnahmen und der Weine, die das gesamte Erlebnis aufwerten, in Szene gesetzt.
- Inbound-Marketing : Sie brauchen keine Werbung zu machen, denn Zeitschriften, Gastronomieführer und Kunden sorgen für die Verbreitung positiver Mundpropaganda (siehe Google-Bewertungen).
- Nutzung von sozialen Netzwerken : Thomas nutzt Facebook und Instagram, um visuelle Beiträge (Gerichte) zu teilen, die sich perfekt für diese Verbreitung eignen. Videos sind auch deshalb so gut, weil sie ein gutes Verständnis dafür vermitteln, woher die Produkte kommen und somit Vertrauen bei (zukünftigen) Kunden schaffen.
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