Forschungsergebnisse enthüllen die geheimsten YouTube-Statistiken

70% des YouTube-Verkehrs hängt von dessen Empfehlungsalgorithmus ab. Die Videos, die jeder von uns zu sehen bekommt, sind äußerst unterschiedlich. Unsere Vorstellung von YouTube als eine Plattform für die Erstellung und Speicherung von Medien muss ausgewogener sein. Eine höchst interessante Forschungsarbeit, die zu einem besseren Verständnis von YouTube beiträgt, wurde vor kurzem veröffentlicht. Dank einer innovativen Stichprobentechnik liefert sie noch nie dagewesene YouTube-Statistiken.

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Die Schwierigkeit bei der Analyse von YouTube

YouTube ist eine Plattform, die für diejenigen, die sie analysieren möchten, ein Rätsel bleibt. Sie ist „unergründlich“, wie die Autoren es ausdrücken, weil im Gegensatz zu Twitter kein Konnektor (API) zur Verfügung steht, um die Inhalte zu untersuchen. Daher mussten die verschiedenen Forscher, die sich mit dem Problem befasst haben, mit Stichproben arbeiten. Auf dem Papier macht dieser Ansatz Sinn. Alles hängt jedoch von der Stichprobentechnik und deren Fähigkeit ab, repräsentativ zu sein.

Darin liegt die Besonderheit der Arbeit, die von 5 Informatikwissenschaftlern veröffentlicht wurde. Sie haben ein „Schlupfloch“ in der Art und Weise ausgenutzt, wie YouTube den hochgeladenen Videos URLs zuweist (siehe Artikel für weitere Details). Dieser probabilistische Ansatz, den sie „Dialing for Videos“ nannten, ermöglichte es ihnen, die Verzerrungen zu überwinden, die bei anderen zuvor verwendeten Methoden auftreten. So konnten sie zuverlässige Statistiken über die 10 Milliarden Videos auf YouTube erstellen.

Die Autoren analysierten auch den Inhalt der Videos und versuchten, einen Spracherkennungsalgorithmus einzusetzen, um noch mehr Informationen über den Inhalt zu erhalten.

YouTube füllt sich exponentiell mit Videos, von denen die meisten noch nie jemand gesehen hat und die hauptsächlich Videospiele betreffen.

Ethan Mollick, Wharton School, Universität von Pennsylvania

Das exponentielle Wachstum von YouTube-Videos

Das erste Ergebnis der Analyse betrifft die Anzahl der Videos auf YouTube und deren Entwicklung im Laufe der Jahre. YouTube gibt diese Zahl nicht bekannt, so dass sie anhand von Schätzwerten ermittelt werden muss.

Mithilfe statistischer Schlussfolgerungen kommen die Autoren auf eine Zahl von 9,881 Milliarden bis Ende 2022. Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Artikels gibt es über 10 Milliarden Videos auf YouTube.

Entwicklung der Anzahl der Videos auf YouTube seit 2005 (in Millionen). Laut McGrady et al. (2023)

Wie Sie aus der Grafik unten ersehen können, ist die Entwicklung exponentiell. Im Jahr 2022 wurden fast 2,56 Milliarden Videos auf YouTube hochgeladen (siehe Grafik unten)!

Der Trend der Anzahl der Videos, die seit 2005 jedes Jahr auf YouTube hochgeladen werden (in Millionen). Laut McGrady et al. (2023

Die Anzahl der Aufrufe, Likes und Kommentare auf YouTube

Natürlich sind die Gesamtstatistiken zu Aufrufe, Likes und Kommentaren mit am interessantesten. Es überrascht nicht, dass die Ergebnisse eine erhebliche Asymmetrie aufweisen. Unabhängig vom analysierten Indikator (Aufrufe, Likes, Kommentare) liegen der Durchschnitt und der Median weit auseinander.

Anzahl der Aufrufe

Die durchschnittliche Anzahl der Aufrufe beträgt 5868. Der Median liegt bei 35, d.h. die Hälfte aller YouTube-Videos hat weniger als 35 Aufrufe! Eine beträchtliche Anzahl von Videos (4,68%) hat keine Aufrufe. Die Grafik unten zeigt den Anteil der Videos mit weniger als 100 Aufrufen. Diese machen 65,44% aller YouTube-Videos aus. Nur 3,67% der Videos erreichen 10.000 Aufrufe, doch diese machen 93,61% aller Aufrufe auf YouTube aus. Sie haben richtig gelesen … 3,67% der YouTube-Videos sind für 93,61% der Aufrufe auf der Plattform verantwortlich.

Anteil der YouTube-Videos nach Anzahl der Aufrufe. Laut McGrady et al. (2023)

Likes, Kommentare und Abonnenten

Die durchschnittliche Anzahl der Likes auf YouTube liegt bei 16,48 und der Median bei 0.

Was die Kommentare angeht, so erhält ein YouTube-Video durchschnittlich 5,32 Kommentare. Hinter dieser Zahl verbergen sich große Unterschiede. 72,64% der YouTube-Videos haben überhaupt keine Kommentare.

Dariese Diskrepanz spiegelt sich auch in der Anzahl der Abonnenten wider. Während die durchschnittliche Anzahl der Abonnenten in der untersuchten Stichprobe 55.100 betrug, lag der Median bei nur 61. Es ist leicht zu erkennen, dass es eine Kluft zwischen einigen äußerst beliebten großen YouTube-Kanälen und der Mehrheit der kleinen Kanäle mit wenigen oder gar keinen Abonnenten gibt. Etwa 10% der YouTube-Kanäle haben überhaupt keine Abonnenten.

1/3 der YouTube-Videos betreffen Spiele

Das andere Ergebnis dieser Untersuchung betrifft die Art der auf YouTube veröffentlichten Videos. Die Autoren untersuchten eine Teilstichprobe von 1.000 Videos und verwendeten eine doppelte Kodierung, um die Art des Videos individuell zu bestimmen. Dieses Vorgehen brachte einige große Überraschungen zutage.

Auf den ersten Blick muss diese Kodierung überarbeitet werden. Schließlich fordert YouTube die Ersteller auf, eine Kategorie zu wählen, wenn sie ihre Videos online stellen. Dabei handelt es sich um deklarative Daten; die meisten Ersteller (55,8%) wählten die Kategorie „Menschen & Blogs“.

Verteilung der YouTube-Videos nach der vom Ersteller gewählten Kategorie. Laut McGrady et al. (2023)

Die individuelle Analyse der Teilstichprobe von 1.000 Videos ergab, dass die Ersteller häufig die falsche Kategorie wählten. Diese Fehler traten besonders häufig in der Kategorie „Spiele“ auf. Offiziell macht diese Kategorie nur 12,78% der YouTube-Videos aus. In Wirklichkeit entfallen jedoch fast ein Drittel der Videos (29,34 %) auf diese Kategorie, da ihre Ersteller sie fälschlicherweise unter „Menschen & Blogs“ einordnen.

Sie können die „echte“ Verteilung in der folgenden Grafik sehen. In Blau sind die „offiziellen“ Metadaten dargestellt, in Rot diejenigen, die nach der Analyse der einzelnen Videos ermittelt wurden. Auch die Kategorie „Musik“ ist bei mehr als der Hälfte der Videos in dieser Kategorie schlecht kodiert.

Verteilung der YouTube-Videos nach Kategorie nach erneuter Kodierung. Laut McGrady et al. (2023)

Fazit

Die als „Dialing for Videos“ bekannte Stichprobentechnik ermöglicht einen neuen Zugang zu YouTube. Genauer gesagt bietet der Ansatz „Dialing for Videos“ ein detaillierteres Verständnis der Art der Videos auf YouTube, deren Anzahl und der wichtigsten Metriken (Views, Likes, Kommentare).

Die Ergebnisse unterscheiden sich von früheren Untersuchungen und bieten neue Einblicke in Videoinhalte. Fast ein Drittel (29,34%) der online gestellten Videos betreffen Spiele und 15% Musik.

Der Akademiker Ethan Mollick fasst es treffend zusammen: „YouTube füllt sich exponentiell mit Videos, von denen die meisten von niemandem gesehen werden und die hauptsächlich Videospiele betreffen.“

Anhang: alle YouTube-Statistiken

By Pierre-Nicolas Schwab Dr. Pierre-Nicolas Schwab is the founder of IntoTheMinds. He specializes in e-commerce, retail and logistics. He is also a research fellow in the marketing department of the Free University of Brussels and acts as a coach for several startups and public organizations. He holds a PhD in Marketing, a MBA in Finance, and a MSc in Chemistry. He can be contacted by email, Linkedin or by phone (+32 486 42 79 42)