Das inflationäre Marktumfeld verlangt von den Einzelhändlern eine ständige Anpassung, um ihren Marktanteil zu verteidigen. Ein Teil ihrer Strategie basiert auf der Preisgestaltung. In diesem Artikel analysieren wir die Strategie der 3 führenden belgischen Einzelhändler: Carrefour, Delhaize und Colruyt. Diese Analyse basiert auf den Daten unseres Partners PingPrice, dessen Anwendung die Preise von Supermarktprodukten verfolgt. Dank dieser Daten können wir die Preistaktiken der Einzelhändler aufdecken, mit denen sie sich an die besondere wirtschaftliche Situation anpassen, die wir gerade erleben. Im Fall von Colruyt nähern wir uns fast dem Konzept der dynamischen Preisgestaltung.
Entdecken Sie die Marktforschungsdienstleistungen von IntoTheMinds
Die Preisstrategien der Einzelhändler in aller Kürze
- Colruyt hat in den letzten 12 Monaten die Preise für bestimmte Produkte im Durchschnitt mehr als einmal pro Woche geändert.
- Weder Carrefour noch Delhaize folgen einem solchen Rhythmus bei der Anpassung ihrer Preise.
- Die Preise von Colruyt schwanken sowohl nach oben als auch nach unten. Andererseits sind 7 von 10 Preisänderungen bei Delhaize Erhöhungen.
Colruyt: Bei 100 Produkten wurde der Preis 5841 mal geändert
Die erste wichtige Erkenntnis dieser Untersuchung betrifft die Häufigkeit, mit der die Einzelhändler ihre Preise anpassen. Die Grafik unten zeigt, dass Colruyt seine Preise viel häufiger ändert als seine Konkurrenten. Dank der PingPrice-Daten konnten wir die Preisgestaltungspraktiken für die 100 Produkte mit den meisten Preisänderungen untersuchen. Die Ergebnisse sind eindeutig: Colruyt hat 5 Mal mehr Preisänderungen vorgenommen als seine Wettbewerber.
Bei bestimmten Parfümprodukten änderte Colruyt seine Preise innerhalb von 12 Monaten fast 80 Mal, d.h. mehr als einmal pro Woche.
Colruyt hat seine Preise für bestimmte Parfümerieprodukte innerhalb von 12 Monaten fast 80 Mal geändert, d.h. mehr als einmal pro Woche. Im Gegensatz dazu scheint Delhaize seine Preise nicht öfter als einmal pro Monat zu ändern. Zwischen diesen beiden Extremen liegt Carrefour. Der französische Händler ändert seine Preise für bestimmte Produkte manchmal alle 15 Tage.
Dieser Unterschied im Verhalten wirft Fragen auf. Warum reagiert die Supermarktkette Colruyt bei Preisanpassungen so viel schneller als die anderen? Die Antwort liegt zweifelsohne in der Marketingstrategie des Unternehmens. Diese basiert darauf, den Verbrauchern die „besten Preise“ zu garantieren. Diese Marketingbotschaft ist seit Jahrzehnten in den Köpfen der belgischen Verbraucher verankert, und Colruyt muss sie verteidigen. Das bedeutet, dass Colruyt schneller auf die Preise der Konkurrenten reagiert und verspricht, seine Preise ständig anzupassen. Colruyt verfolgt auch eine „rote Linie“, die es Verbrauchern ermöglicht, niedrigere Preise zu melden. Colruyt verspricht dann, die Differenz zu erstatten und die Preise in den Geschäften sofort anzupassen.
Wir beobachten zudem, dass die Einzelhändler die Preise je nach Kategorie unverändert lassen. Wir haben jedes von uns untersuchte Produkt einer Kategorie zugeordnet und stellen dabei sehr deutliche Unterschiede fest. Die Preisvariationen von Colruyt betreffen hauptsächlich die Bereiche Hygiene und Kosmetik, während Delhaize sich fast ausschließlich auf Lebensmittel konzentriert. Bei Carrefour hingegen verteilen sich die Preisänderungen über alle Abteilungen.
Bei Delhaize verändern sich die Preise hauptsächlich nach oben
Nachdem wir die Häufigkeit dieser Änderungen festgestellt haben, ist es interessant, die Richtung dieser Änderungen zu untersuchen. Mit anderen Worten: Wenn ein Einzelhändler seine Preise ändert, bewegen sich diese dann eher nach oben oder nach unten? Auch hier sind die Ergebnisse überraschend.
Die von PingPrice gesammelten Daten ermöglichen es uns, den Abstand zwischen den neuen und den alten Preisen zu ermitteln. Von allen in dieser Untersuchung beobachteten Änderungen halten sich die Preisänderungen von Colruyt mehr oder weniger die Waage. Mit anderen Worten: Colruyt hat fast genauso viele Preissenkungen wie Preiserhöhungen vorgenommen.
Die Situation ist anders als bei seinen Konkurrenten. Carrefour passt seine Preise hauptsächlich nach oben an (59% der Fälle), während Delhaize die Preise noch häufiger anhebt (70% der Fälle).
70% der Preisänderungen bei Delhaize sind Erhöhungen.
Dies sagt natürlich nichts über das Ausmaß der Erhöhung aus, sondern nur über ihre Häufigkeit.
Größere Preisschwankungen bei Delhaize
Um die vorherige Schlussfolgerung zu vervollständigen, betrachten wir in der nächsten Analyse die Amplitude der Preisänderung. Mit anderen Worten: Wenn ein Einzelhändler den Preis für ein Produkt ändert, wie groß ist diese Preisänderung? Diese Analyse gibt uns ein besseres Verständnis für die Handelsstrategie der einzelnen Einzelhändler.
Zunächst können wir feststellen, dass die Preisschwankungen bei Delhaize größer sind als bei der Konkurrenz. Die durchschnittliche Abweichung für die 100 untersuchten Produkte betrug 7%. Das heißt, wenn Delhaize den Preis eines der 100 untersuchten Produkte ändert, beträgt die Erhöhung (oder Senkung) im Durchschnitt 7%. Dies steht im Einklang mit der Häufigkeit der beobachteten Änderungen. Delhaize nimmt weniger Preisänderungen vor als seine Konkurrenten, aber wenn sich ein Preis ändert, ist der Anstieg (oder die Reduzierung) größer.
 Die Situation von Carrefour ist komplexer zu analysieren. Von den 3 untersuchten Einzelhändlern ist Carrefour das Unternehmen, dessen Preise am wenigsten schwanken. Wie wir im vorherigen Absatz erläutert haben, zeigen die Daten von PingPrice, dass sich die Preise für bestimmte Produkte im Durchschnitt alle 15 Tage ändern.
Die Schwankung beträgt jedoch im Durchschnitt höchstens 2%. Das könnte darauf hindeuten, dass teurere Preise weniger Preisanpassungen erfordern oder dass die Margen weniger verteidigt werden müssen.
In jedem Fall ist es erstaunlich, dass Delhaize, das bereits als teuerster belgischer Einzelhändler gilt, die Preise der 100 untersuchten Produkte in einem solchen Ausmaß variiert.
Preiserhöhungen betreffen nicht alle Abteilungen gleichermaßen
Schließlich haben wir die Preisschwankungen nach Produktkategorien analysiert. Um die Analyse zu vereinfachen, haben wir die untersuchten Produkte nur 5 Kategorien zugeordnet: Lebensmittel, alkoholische Getränke, Hygiene und Kosmetik, alkoholfreie Getränke und Haushaltsprodukte.
Bei den 100 Produkten, die in den letzten 12 Monaten die größten Preisveränderungen erfahren haben, stellen wir zunächst fest, dass die Preise im Durchschnitt gestiegen sind. Das sollte nicht überraschen. Diese Preiserhöhungen sind jedoch heterogen, da sie hauptsächlich 3 Kategorien betreffen: Lebensmittel, Spirituosen und Hygiene/Kosmetik. Die anderen 2 Kategorien scheinen weniger betroffen zu sein.
Bedenken Sie jedoch, dass sich die Analyse auf die 100 Produkte beschränkt, die in den letzten 12 Monaten am häufigsten ihren Preis geändert haben.
Es wäre interessant, die durchschnittliche prozentuale Veränderung pro Einzelhändler zu berechnen, um die obige Ansicht zu vervollständigen. Colruyt ist der einzige Einzelhändler mit einer negativen Veränderung (Preisrückgang) in den letzten 12 Monaten in der Kategorie Getränke. Von den 300 Produkten (100 für jeden Einzelhändler) weisen alle anderen Produktkategorien Steigerungen von bis zu 7% auf (Hygiene/Kosmetikabteilung bei Carrefour und Lebensmittel bei Colruyt).
Posted in Forschung.
